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Das Land

Griaß Gott bei uns daham!

Im Zentrum dreier Kulurkreise

 

Die Landschaft, in der ein Mensch lebt, ist nicht ein Rahmen um das Bild, sie geht in ihn hinein und wird ihm Wesen."...   Jakob Wassermann - "Tagebuch aus dem Winkel"

 

Wir möchten Sie hier mit ein paar Gedanken über uns und unsere Heimat begrüßen. Der Grenzlandchor Arnoldstein ist Ihnen wahrscheinlich ein Begriff.

 

Aber was ist eigentlich das "Grenzland"?

Ist es das Land an der Grenze, am Rand?

Für uns bedeutet "Grenzland" in der Mitte zu stehen - am Schnittpunkt dreier Kulturkreise, die alle um uns und in uns ihre Spuren hinterlassen.

Es bedeutet für uns Reichtum, Vielfalt und Farbe. Eine Chance einander offenherzig zu begegnen und sich die Hände zu reichen; einander zuzuhören und von ein­ander zu lernen.

 

Diese Verbindung der slawischen, romanischen und deutschen Seele wird vor allem im Kärntner Liedgut deutlich. Melodien und Harmonien gehen ineinander über, verschmelzen zu einer Einheit.

Das Kärntner Volkslied ist unser Ursprung und unsere große Liebe. Es ist
unser Weg uns auszudrücken, unsere Gefühle zu zeigen. Wir können uns
darin selbst erfor­schen, erkennen und heilen. Nur durch diese absolute Hingabe ist es möglich, andere zu berühren; sie zu er­mutigen, sich ebenso fallen zu lassen, und ihre Seele auf Wanderschaft zu schicken.

 

Wir laden Sie ein, uns auf dem Weg in unsere Herzen zu begleiten!

 

"...und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus, flog durch die stillen Lande, als flöge sie nach Haus....." "Mondnacht" -
Josef von Eichendorff, vertont von R. Schumann

 

 

 

Die Menschen

Jå weil I a lustigar Karntnarbua bin...

Ka Tåg ohne Sun, und ka Nåcht ohne Stern ...

 

"Ka Tåg ohne Sun, und ka Nåcht ohne Stern, und ka Herz auf dar Wëlt, das kan åndarn
håt gern." 
(mitgeteilt 1936 von Frau Rosa Probst, Hüttenberg)

 

Der Kärntner wie er im Volkslied dargestellt wird, ist - im Gegensatz zur sprichwörtlichen Zurückhaltung der Alpenbewohner - erfüllt von dem Drang, seinen Gefüh­len oft überschwenglich Ausdruck zu verleihen - ob nun auf sentimentale oder humorvolle Art.

Da ist die Rede vom "Buam" der "sei Diandle" anbetet und in den höchsten Tönen von ihrem Liebreiz schwärmt. Tieftraurig wird es, wenn sie ihn nicht erhört, aber gleich darauf ist dann alles nicht mehr so schlimm, weil es doch noch so viele "åndare fesche Diandlan" gibt.

 

Wie soll man solch einen "rätselhaften Menschenschlag" mit einfachen Worten beschreiben? Auf alle Fälle sind die Bewohner des südlichsten Bundeslandes vielschichtig und schwer deutbar.

So manche Versuche in dieser Richtung wurden gestar­tet, doch ohne eine äußerst komplexe Antwort kommt dabei keiner aus.

 

"Drobm aufn Lindnbam singt a Åmasch so schean! Und da mëcht ih mitn Diandlan a
tausnd Jåhr steahn."   
(mitgeteilt 1905 von Maria Mayer, Feldkirchen)

 

Als "besonderes menschliches Wesen" bezeichnet zum Beispiel Humbert Fink den Kärntner in seinem Versuch "Wahrheiten über Kärnten" zu finden:

"...zwischen sanguinischem Gemüt, melancholischer Sensibilität und stolzem Trotz hin und hergerissen...".

Schuld daran sei die Verschmelzung deutscher, medi­terraner und slawischer Eigenschaften.

 

Auch Prof. Dr. Erwin Ringel hat sich Gedanken über "Die Kärntner Seele" gemacht und dabei einen ambivalen­ten, schwer zu fassenden Menschentyp gfunden.

 

Im Hinblick auf die Sangeskultur in diesem Land werden wir in seinem gleichnamigen Buch als "die Sizilianer Österreichs" bezeichnet - schon von Kindheit an freier, lauter, und lebendiger. "...Der Kärntner ist einer, der seine Gefühle nicht unterdrückt, sondern der sie aus­spricht und der sie oft aussingt, und das ist von unge­heurem Wert...".

 

"I bin hålt a Gailtålar Reitar, weit uma da schneidigste Bua. Heit hol i ban Stechn mia s'
Kranzle und murgn dås Diandle dazua."
(Traditionelles Lied aus dem Gailtal - gesungen beim Kufenstechen)

 

Besonders im Gailtal ist diese Liebe zum Singen und die Tradition der "Wildsänger" (freies Singen im Gasthaus) auch heute noch zu finden.

 

1954 beschrieb Herfried Berger die Gailtaler als einen "...genügsamen Schlag dunkelhaariger, hochgewach­sener Menschen mit schmalgeschnittenem Schädel und meist hartem Profil, kräftigen Armen und sicherem Gang". Mehr noch bezeichnete er die "...slowenisch sprechenden Bewohner des unteren Talabschnittes..." als einen hageren, großen Menschenschlag von oft derber Lebhaftigkeit, "...der an Sangeslust, Spiel und Tanz, wohl auch an bunten Trachten Gefallen findet...".

 

Natürlich kann diese Beschreibung nur als Versuch ange­sehen werden, besondere Kennzeichen der Gailtaler hervorzuheben. Aber auch in ähnlichen Artikeln über die Bewohner dieses Tales im Südwesten Kärntens finden ihre Sangeslust und ihre Trachten besondere Erwähnung.

 "Und ob ih dih liab, schau, ih kånns dar nit sågn, fråg nåchar, wånn d'Reah amål Gamskricklan trågn."    (mitgeteilt 1904 von Katharina Santner, Taglöhnerin in Puch im Drautal)

 

Lustig sollen wir also sein, und dem Feiern auf keinen Fall abgeneigt; schwärmerisch wenn es um die Schönheit unserer Heimat geht, patriotisch und stolz auf unser Land; sentimental und melancholisch - bis hin zur De­pression; dann wieder frech und unbekümmert, frei­heitsliebend, "g'schnapprig", stur, zugleich offenherzig, geduldig und gastfreundlich, verliebt in die Liebe, ro­mantisch, gefühlsbetont und temperamentvoll...

 

Betrachtungen über den Kärntner gibt es unzählige. Wir möchten solche Analysen allerdings lieber Berufeneren überlassen. Und auch die vorhandenen Klischees wollen wir nun nicht mehr aufrollen.

 

Wir laden Sie statt dessen lieber dazu ein, sich selbst ein Bild zu machen - nicht mittels der Erfahrungen anderer, sondern im persönlichen Kontakt mit uns - diesen rätselhaften, singenden Wesen aus dem Süden Österreichs.

 

 

Das Lied

Schean singst Du inn Wåld,
du varfïhrast mi båld!

Es war eine gute Fee …

 

Viele Märchen beginnen so. Auch wir Kärntner haben unser Feenmärchen, jenes nämlich, in dem sich eine Bergfee bei mürrischen, stummen Bauersleuten verdingt, ihnen das Singen beibringt und damit zu Lebenslust und Arbeitsfreude verhilft. Das soll sich in grauer Vorzeit im idyllischen Maltatal zugetragen haben.

Einen Vorteil hat dieses Kärntner Märchen vor allen an­deren: es ist noch nicht aus, noch nicht zu Ende..."

So beginnt Günther Antesberger seinen Artikel "I sing hålt gern" über die Liebe des Kärntners zum Gesang.

 

Und er hat recht. Das Singen ist in Kärnten bis heute allgegenwärtig. Unzählige Chöre und Sing­gemein­schaften landauf, landab pflegen den gemeinsamen Gesang und schwelgen in den weichen, großen Melo­die­bögen des Kärntnerliedes, die Herz und Seele mit­schwingen lassen.

 

"Und inn Fëld singg de Lerchn, und inn Wåld schlågg dar Fink,und z'Haus håb ih a Nåchtigåll, de går so schean singg." (aufgezeichnet von
Hans Wiegele)

 

Oft sehr langsam und getragen, gespickt mit tempi rubati und teilweise auch melodischen Freiheiten, wer­den diese meist lyrischen Volkslieder vorgetragen.

 

Ihr Ursprung liegt im Dunkel. Über Generationen häufig nur mündlich überliefert, erzählen die Texte vom bäuer­lichen Leben, der Liebe, den Bräuchen und der Jagd. Aber auch Lieder des Protests - den Behörden zuwider, dem Sammler suspekt, dem Sänger gefährlich - erklan­gen im Volk.

 

Noch im 19. Jahrhundert wurde der mittelalterliche Ge­sang der Bauern - "jubilus pastoralis" - als das "Geschrey der Bergbewohner" bezeichnet. Mit der Aufklärung und dem Zeitalter der Romantik kam dann bei der Ober­schicht das Interesse an der Aufzeichnung solcher Le­bensäußerungen "des gemeynen Volkes". Dieser Sammler­leidenschaft des Adels verdanken wir heute, daß die Volkslieder jener Zeit nicht für immer verloren gegangen sind.

 

"So geaht es auf dar Wëlt: die Fålschheit und dås Gëld.Dar Reiche kånn sich hëlfn, dar Årme muaß ins Fëld!" (Sozialkritisches Ständelied aus dem Katschtal; Hans Peitler, "Mothevota"))

 

Im Jahr 1834 wurde der erste Kärntner Männergesangs­verein, der MGV Gmünd gegründet - unweit jener Stelle übrigens, an der einst die Bergfee den Bauern das Singen gelehrt hatte.

Damit begann die Tradition des Chorwesens in Kärnten - zuerst lange Zeit noch immer rein "mandarisch" und erst nach und nach auch in gemischten Frauen- und Män­ner­chören.

 

Der bekannteste Kärntner Sänger in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, ja vielleicht der bekannteste über­haupt - Thomas Koschat (k.u.k. Hofopernsänger aus Viktring) hat das Kärntnerlied und seine Sänger folgen­der­maßen charakterisiert:

"...Man kann nicht sagen, das Kärntnerlied werde, was die Lieblichkeit der Melodie betrifft, von keinem andern Volkslied übertroffen, der Rhythmus ist kein typischer, selbst die Dichtung steht nicht unerreicht da - allein es gibt wenige Volkslieder, die obige Factoren in so hoher Potenz vereinigen..."

 

"Mei Herz dås kennt hålt lei zwa Tën, de Glockn und dei Stimm so schen, und klingan de vonn Tål herauf, tuat sih dar Himml auf." ("Oh Diandle tiaf drunt inn Tål" - wahrscheinlich von Gustav Mitterdorfer (1822-1874)

 

 

Der Brauchtum

In Auswårt wånn
dar Spïelhåhn bålzt...

 

Das Jahr "bei uns daham" wird immer noch zu einem Großteil vom Brauchtum bestimmt. Viele Feste - oft von Tal zu Tal verschieden - bilden in ihrer Gesamtheit den traditionellen Kärntner Jahreskreis. Aus dem Strauß viel­fältiger Oster- und Frühjahrsbräuche möchten wir nur ein paar herauspicken und sie Ihnen hier näher vorstellen.

 

 

Der farbenfrohe Palmbuschen vereint heidnisches und christliches Brauchtum. Er ist Ausdruck der Freude über das erste Grün und da­mit das Ende des Winters, sowie Zeugnis für den triumphalen Einzug Jesu in Jerusalem.

 

Wie in nahezu allen Teilen Österreichs wird auch bei uns am Palmsonntag des triumphalen Einzugs Jesus' in Jeru­salem mit der Weihe der "Pålmbuschn" in der Kirche ge­dacht.

In leuchtendem Gelb und Rot funkeln aus dem Grün des Nadel- und Blätterschmuckes gemischt mit den "Pålm­katzalan"-Zweigen, die sorgfältig ausgesuchten und aufpolierten Äpfel, und flattern bunte Bänder gleich Standarten des Frühlings.

Als weiteres Sinnbild für den Auswårt, wie man das Frühjahr bei uns auch bezeichnet, schmücken ovale Brezen den farbenfrohen Buschen, der so gleichzeitig die Bitte um Wachstum symbolisiert.

 

Mit dem Palmsonntag beginnt die Karwoche, die von einer Mischung aus christlichen und heidnischen Bräu­chen geprägt ist. Viele dieser Traditionen der Osterzeit gehen natürlich auf die biblische Geschichte um das Leiden und die Auferstehung Christi zurück, allerdings immer wieder vemischt mit solchen heidnischen Ur­sprungs, die durchwegs der Freude über das Ende der kalten Jahreszeit und das Frühlingserwachen Ausdruck verleihen.

 

Fleischweihe beim Goritschacher Kircherl in Pörtschach. Die Oster­speisen werden im Weihkorb hierhergebracht und vom Pfarrer gesegnet.

 

Am Gründonnerstag, dessen Name sich vom althoch­deutschen "gronan" (=greinen, weinen) herleitet, ver­stummt das Glockengeläut, und es erklingt erst wieder bei der Auferstehungsfeier. An seiner Stelle hört man den durchdringenden Lärm der Ratschen, die zum Gottes­dienst rufen.

 

Der Karfreitag ist in der christlichen Tradition bekanntlich ein Tag der Trauer (althochdeutsch: kara, chara = Trauer, Wehklage).

Zum Gedenken an die Todesstunde Christi finden überall im Land Kreuzwegandachten statt - an manchen Orten im Freien, wo sich die einzelnen Stationen auf dem Weg zur Kirche den Hügel hinaufschlängeln, wie z.B. in St. Ja­kob im Lesachtal.

 

Zeitig in der Früh am Karsamstag gibt es den Brauch des "Feuerholens". Mit getrockneten Baumschwämmen auf Drahtschlingen wird geweihtes Feuer aus der Kirche nach Hause getragen. Dabei ist es wichtig, diese "Feiaschwämm" in Bewegung zu halten ("Gluatkegl treibm"), um die Glut nicht ausgehen zu lassen. Früher wurde mit diesem Feuer und ein paar Zweigen aus dem letztjährigen Palmbuschen der Herd eingeheizt und darauf dann der Osterschinken gekocht.

 

Frisch geriebener Kren ist eine der wichtigsten Zutaten der Oster­jause. Dazu kommen Schinken, Kärntner Reindling und natürlich die gefärbte Eier.

 

 

 

Kontakt   info@grenzlandchor.at oder 0664 / 390 90 14

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